Was bedeutet es konkret für Hotels, wenn RevPAR nicht mehr ausreicht?

Der RevPAR allein reicht nicht mehr – Hotels brauchen neue KPIs, Technologien und ein Umdenken, um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.

RevPAR – Umsatz pro verfügbarem Zimmer – galt lange als der zentrale Maßstab für Erfolg im Hotel. Doch in einer Branche, die sich rasant verändert, reicht diese Kennzahl allein nicht mehr aus. Das erkennen immer mehr Revenue-Experten, Tech-Anbieter und Hotelgruppen.

Aber sind die Hotels darauf vorbereitet, umzudenken? Viele Häuser steuern nach wie vor vorrangig über die ADR – den durchschnittlichen Zimmerpreis. Was bedeutet das für den Weg in die Zukunft?

ADR im Fokus – ein überholtes Bild?

Die ADR ist einfach zu berechnen, leicht zu kommunizieren – und fest verankert im Denken vieler Hoteliers. Doch genau das ist Teil des Problems: ADR sagt nichts über Auslastung, nichts über Zusatzumsätze, nichts über die Kosten hinter dem Umsatz. Ein hoher Zimmerpreis klingt gut, bringt aber wenig, wenn das Haus leer steht oder wenn hohe Vertriebskosten die Marge auffressen.

RevPAR war ein Fortschritt – aber nicht das Ziel

RevPAR hat diese Lücke teilweise geschlossen. Es kombiniert Auslastung und Preis in einer Zahl. Doch auch RevPAR reicht nicht mehr aus, um den wirtschaftlichen Erfolg eines Hotels wirklich abzubilden. Warum?

  • Zusatzumsätze (F&B, Wellness, Tagungen etc.) bleiben außen vor.
  • Kosten (z. B. Personal, Energie, OTA-Provisionen) werden nicht berücksichtigt.
  • Gästeverhalten verändert sich: kürzere Aufenthalte, weniger Vorlaufzeit, dafür höhere Erwartungen.

Neue Kennzahlen – und die Frage: Sind wir bereit?

Kennzahlen wie TRevPAR, GOPPAR oder WorthPAR rücken ins Zentrum moderner Steuerung. Sie ermöglichen ein vollständigeres Bild: Was bringt ein Gast tatsächlich – und was bleibt am Ende übrig?

Doch genau hier liegt die Herausforderung:
Viele Hotels haben weder die Daten, noch die Systeme, noch die Kultur, um solche KPIs sauber zu erfassen und in Entscheidungen zu übersetzen.

Was es konkret braucht:

  1. Datenintegration über Abteilungen hinweg
    Wenn F&B, Spa, und Front Office isoliert arbeiten, lassen sich Gesamterlöse pro Gast kaum messen.
  2. Schulung und Bewusstseinswandel im Team
    Solange ADR als alleiniger Erfolgsfaktor gilt, bleibt der strategische Blick auf der Strecke. Neue KPIs müssen erklärt, eingeordnet und gelebt werden.
  3. Technologische Unterstützung
    Excel reicht nicht mehr. Moderne BI-Tools oder Revenue-Management-Systeme helfen, neue Kennzahlen automatisiert zu berechnen und in Echtzeit darzustellen.

Fazit: Ohne Kulturwandel bleibt es bei alten Mustern

Viele Hotels sind technisch in der Lage, neue KPIs zu nutzen – aber kulturell oft noch nicht bereit dafür.
Solange der Fokus auf der Zimmerrate liegt, bleibt das Potenzial neuer Steuerungsansätze ungenutzt.

Der Wandel beginnt nicht im System, sondern im Denken. Erst wenn alle verstehen, warum ein hoher ADR allein nicht mehr reicht, entsteht die Offenheit für smartere, ganzheitlichere KPIs.

Birgit Haake - Expertin Revenue Management

Autorin: Birgit Haake

Birgit Haake verfügt über mehr als 25 Jahren Praxiserfahrung in der Hospitality Industry und im Gesundheitswesen. Mit ihrem Unternehmen Haake Revenue4U unterstützt sie als Expertin im Revenue Management Individualhotels und Hotelketten in Deutschland und Europa. Die Kernkompetenzen liegen im Buchungsmanagement, (MICE) Revenue Management, Pricing und der Online Distribution. Birgit Haake ist Diplom-Kauffrau und verfügt über eine abgeschlossene Ausbildung als Hotelfachfrau. Sie ist zertifizierte Trainerin und jahrelange Hochschuldozentin für Internationales Hotelmanagement und Tourismusmanagement.

Artikel teilen:

Weitere Blogbeiträge

Richtig segmentieren, gezielter steuern: Marktsegmente im Fokus des Revenue Managements

Im Revenue Management geht es nicht nur um Preise – sondern darum, den richtigen Preis zur richtigen Zeit an den richtigen Kunden zu bringen. Doch wer ist eigentlich der „richtige Kunde“? Genau hier kommt das Konzept der Marktsegmentierung ins Spiel. Ohne ein klares Verständnis der verschiedenen Kundengruppen ist gezieltes Revenue Management kaum möglich.

Hotelbuchung

4 Tipps für das Handling von Partnerangeboten in der Hotellerie

Partnerangebote auf Booking.com sind spezielle Raten, die nicht direkt vom Hotel hochgeladen wurden, sondern über Drittanbieter oder Partnerunternehmen auf der Plattform erscheinen. Diese Raten stammen oft von Großhändlern (Wholesalern) oder anderen Online-Reisebüros (OTAs), die das Zimmer ursprünglich vom Hotel gekauft haben und es dann zu einem oft niedrigeren Preis weiterverkaufen.

Sichern Sie sich die monatliche Revenue Management Toolbox!

Sie erhalten die neuesten Erkenntnisse und Expertisen zum Revenue Management direkt in Ihren Posteingang.

Nach der kostenfreien Anmeldung erhalten Sie sofort das aktuellste Revenue Management Glossar per E-Mail.

Viel Freude beim Lesen!

    Revenue Management Toolbox

    Jetzt Tipps und News zur Steigerung Ihrer Revenue Performance abonnieren.